
Alles eine Frage der Einstellungsgröße
Egal ob Sie sich die Nachrichten anschauen oder einen Spielfilm – wir haben uns an die Darstellung so gewöhnt, dass uns Szenenabfolgen oder unterschiedliche Einstellungsgrößen beim Anschauen nicht im Geringsten auffallen oder interessieren. Würden diese allerdings fehlen, würden wir recht schnell bemerken, dass irgendetwas nicht stimmt. Mit unterschiedlichen Einstellungsgrößen wird zum einen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die wesentlichen Inhalte gelenkt, andererseits können dadurch bestimmte Stimmungen im Film verstärkt werden.
Im Folgenden stellen wir die gebräuchlichsten Einstellungsgrößen und deren Verwendungszweck vor. Anschließend werden wir anhand eines praktischen Beispiels zeigen, wie durch die Kombination der Einstellungsgrößen mehr Dynamik und Spannung erzeugt werden kann.

Totale
Mit der Totalen geben wir dem Zuschauer einen Überblick über die Gesamtszene. Wenn es so etwas wie „Gestaltungsregeln“ in der Filmproduktion überhaupt gibt, würde die Totale stets zu Beginn einer Szene gezeigt werden, um dadurch dem Betrachter eine erste Orientierung zu geben, die für den weiteren Verlauf des Films wichtig ist. Der bewusste Verzicht darauf kann im Umkehrschluss aber auch die Spannung im Film erhöhen, gerade weil man im Unklaren gelassen wird, wo man sich befindet und was drumherum passiert.
Halbtotale
Mit der Halbtotalen nähern wir uns den gezeigten Inhalten an. Menschen werden von Kopf bis Fuß gezeigt, Objekte sind vollständig darin abgebildet. Diese Einstellungsgröße dient zur Einführung von Personen oder Gegenständen in eine Handlung.

Amerikanisch
Diese Einstellung haben wir den klassischen Westernfilmen zu verdanken. Sie zeigt einen Menschen vom Knie an aufwärts. Nur so war es möglich den Westernhelden mitsamt seiner Waffe zu zeigen. Auch wenn Sie wahrscheinlich Ihre Videokampagne nicht mit Westernfilmen gestalten wollen, finden sich doch immer wieder Einsatzmöglichkeiten für dies Einstellungsgröße. Beispielsweise der Werkzeuggürtel beim Handwerker, die Hand-/Umhängetasche oder die Gitarre des Musikers.

Halbnahe
In der Halbnahen werden die Protagonisten von der Hüfte aufwärts dargestellt. Damit lenken wir die Aufmerksamkeit gezielt auf die gezeigte Person. Zudem bekommt der Zuschauer dadurch noch mehr Handlungsdetails zu sehen.

Nahe
Der typische Interviewausschnitt (Kopf und Schulter). Mit dieser Einstellung wird die Nähe zur Filmfigur hergestellt. Reaktionen und Emotionen sind deutlich sichtbar. Bei Objekten werden in der Nahen Teilbereiche vergrößert und damit deutlicher dargestellt.

Großeinstellung oder Close-Up
Beim Close-Up rückt die Kamera den Protagonisten schon ziemlich nah auf die Pelle. Bei Personen wird der Kopf oberhalb der Schulter abgebildet. Von Objekten und Gegenstände werden Teilbereiche noch detaillierter dargestellt. Dabei ist aber immer noch zu erkennen, um welches (Bau-) Teil es sich handelt.

Detailaufnahme
Mit dieser Einstellungsgröße werden besonders bei der Darstellung von Menschen Emotionen oder Zustände formatfüllend abgebildet. Gezeigt werden nur noch einzelne Körperpartien (Augen, Mund, Nase). Bei Gegenständen oder Objekten wird die Aufmerksamkeit auf ein Detail gelenkt. In der Regel wird sich dem Zuschauer ohne die Gesamtansicht nicht erschließen, um was es sich dabei handelt.

Vogelperspektive
Auch damit kann ein Gesamtüberblick über eine Szene gezeigt werden. Der Blick von oben macht Menschen und Objekte klein, auch „gefühlt“. Gerade bei der Darstellung von Menschen erzeugt diese Einstellung oft Assoziationen vom „kleinen Mann“ oder vom Untergebenen. Also mit Bedacht einsetzen!

Froschperspektive
Das Gegenstück zur Vogelperspektive ist der Blick von unten nach oben. Damit können Menschen und Objekte mächtig oder sogar bedrohlich wirken.

Szenenauflösung – alles eine Frage der Einstellung
Bereits bei der Drehbucherstellung können Sie mit den unterschiedlichen Einstellungsgrößen spielen. Die Kombination der Perspektiven haucht Ihrem Film Leben ein, Spannung wird erzeugt, der Blick des Zuschauers in die gewünschte Richtung gelenkt.
Ein Beispiel: Die Totale erfasst die Gesamtsituation, anschließend folgt eine Halbtotale um die Aufmerksamkeit auf das Geschehen zu lenken, die folgende Großaufnahme verdeutlicht noch einmal die „Haupthandlung“ der Szene.
Beim Filmschnitt gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“ – mit der Zeit werden Sie dafür ein Gespür entwickeln, ob eine Einstellungsabfolge stimmig ist oder nicht. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Sehverhalten Ihres Zielpublikums.